Höllennacht

Sie schnarcht wie ein betrunkener Bierkutscher.
Ich war entweder wach, suchte die Ohrstöpsel, drehte sie klein und verstopfte damit meine Ohren – bis sie beim nächsten Umdrehen wieder auf dem Kissen landeten – oder ich hatte Alpträume.
Die Nachtschwester hatte die Zimmertür verbarrikadiert, indem sie auf dem Flur Berge von Stühlen und Betten auftürmte. Eine altes Pärchen – er im Rollstuhl, sie mit graugelockter Perücke und nicht mehr gut zu Fuß – schlich sich trotzdem herein. Während er polternd aus dem Rollstuhl rutschte, schloß sie mir kraftlos die Hände um den Hals, wie um mich zu erwürgen, es wurde aber nur ein zittriges Streicheln daraus.
Im nächsten Traum füllte sich das Klinikzimmer mit immer mehr Betten und Menschen. Zuletzt waren es sieben. Wenn ich das Personal darauf ansprach, leugneten sie die Anwesenheit der zusätzlichen fünf Menschen oder versuchten mir zu erklären, das ich das jetzt aushalten müßte.
Ich ging auf die Suche nach einem leeren Zimmer, aber alles war überfüllt, sogar die Doppelstockbetten. In einem von ihnen lag ein schöner, nackter junger Mann, zum perfekten hysterischen Bogen geschlossen.

Nun redet sie wieder. Ihr Onkel ist Alkoholiker. Der Opa lebt nicht mehr. Sie kauft hochwertige Kindersachen im Internet. Ihr Mann braucht einen neuen Laptop und sie macht sich Gedanken, was gekauft wird, denn die Kinder gehen auch dran. Die Kinder. Ihr Lebensinhalt scheinen ihre Kinder zu sein.
Die letzte Frau, die ihre Kinder so ernst nahm, endete mit ihnen in einem brennenden Auto.