Im Bunker

Auch wenn ich bereits Sidesteps in die Welt dort draußen mache, bleibt mein Lebensmittelpunkt noch auf dem Zauberberg.
Mein betreuender Arzt schickte mich zwecks Aktivierung ins klinikeigene Fitness-Studio. Ein schnuckeliger junger Trainer nahm sich dort meiner an und war wohl recht froh, daß ich nicht sofort mit einer „ich kann nicht“-Liste kam (Arthrose, Osteoporose und Asthma zählte eine Dame neben mir als Grund auf, warum sie sich auf keinen Fall bewegen dürfte) und ich konnte in meinem Bestreben, ihm zu gefallen wohl kaum zu seinen Vorschlägen Nein sagen. Und so machte ich mit Schnuckelchen zusammen im Liebgestütz einbeinige Kniebeugen und Armstände und tänzelte, zur Brücke gebogen, mit den Beinen auf einem Medizinball. Seit gestern krieche ich mit dem Muskelkater meines Lebens die Gänge entlang und habe das Gefühl, ich bekomme eine Grippe. Höchste Zeit, sich richtig auszuruhen, denn Schnuckelchen hat derzeit keinen Dienst.
Dann könnte ich auch endlich meine gesellschaftlichen Schulden abarbeiten. Ich habe seit gut drei Wochen auf keine SMS oder Mail mit guten Wünschen und der Nachfrage, wie es mir ginge, geantwortet, weil ich dann nur über skurrile mentale Achterbahnfahrten hätte berichten können, statt planvoller Genesung.

Ich gehe jetzt ins Bett.