Gestern gab es dann eine Reise in eine unwirkliche Winterwelt. Kloster Chorin. – Noch mehr Caspar David Friedrich. 30 Kilometer hinter Berlin lag Nebel über der Landschaft und bedeckte alles, Bäume, Gras, selbst Spinnweben mit Raureif. Manchmal waberte eine riesige, fahle Sonne durch die Nebel.
Wir fuhren über Feldwege, begrenzt von Schlehenhecken. Der Gefährte spielte „mein Geländewagen, mein Vierradantrieb, meine Winterreifen“ und freute sich wie ein Kind. Ich saß daneben und dachte an die Jahre, in denen ich mich allein ins Auto setzte und einfach wegfuhr, über Landstraßen, mich mit dem unförmigen Gefährt durch Hohlwege zwängte und irgendwann an Seeufern oder Steilhängen landete. Was hätte ich darum gegeben, so etwas einmal im Winter zu tun.
Das Kloster selbst, Anlaß der kleinen Reise, enttäuschte mich. Ich war zuletzt als 11jährige dort. Mittlerweile gibt es repräsentative Eingangstüren und einen Eintrittskassierer, einen peinlichen Museumsshop und eine wirre, unsortierte Auslassungen zu verschiedenen Themen an den Wänden („Das Veilchen im Mittelalter“). Die Ruinen der Kreuzgänge und der schwindelerregend hohen, schmale Kirche sind mittlerweile überdacht, weil sie als Konzertsaal dienen. Jeglicher Zauber dieses verlassenen Gottesortes, in den der Himmel von oben hereinbricht, ist fort. Schade.
Dieser Montag beunruhigt mich. Einer der Gründe, weshalb ich diese Klinik aufgesucht hatte, war mein Unvermögen, über die administrative Arbeit hinaus meinen Dienst zu leisten. Der erste Anruf mit Betreuungsbedarf kam heute um 10 Uhr 30. Ich merke ganz klar, daß der Jahreswechsel für mich den Abschied von bestimmten Aspekten meines Berufes mit sich brachte. Ich kann und will nicht mehr Mutter und Betreuerin spielen.