Eine hellorangene Sonne steht vor stumpfgrauem Himmel hinter den froststarren alten Bäumen. Dann gewinnt sie langsam an Feuer und Kontur und steigt empor. Die Farben ändern sich nicht, es wird nicht heller.
Wenn ich in einer Höhle säße, froh, daß ich in der Nacht nicht erfroren bin und dann windet sich mit letzter Kraft ein erloschenes Feuer am Rand des Horizonts entlang, dann hätte ich auch alle trockenen Baumstämme um mich herum entzündet, um die Geister der Verstorbenen von mir fernzuhalten, meine Kinder und Kinderkinder in dem Feuerkreis um mich herum geschart, alle Vorräte aufgegessen und gehofft, daß diesmal noch nicht das Ende aller Zeiten gekommen ist.
Aber ich befinde mich in einer hotelähnlichen Klinik, ziehe drei Schichten PLastikkleidung übereinander, wickele meinen Schal bis zu den Ohren und laufe durch den Park. Die Kälte ist barbarisch. Ich versuche mir immer wieder einzureden, daß ich beim Skilaufen bin. So würde der Schnee auch unter den Skiern knirschen, die an einem solchen Tag das ganz harte Wachs, gut aufgebügelt, brauchen. So steif wären auch die Plastiksohlen der Langlaufschuhe. Aber ich hoppele wie ein verirrter Hase die Wege entlang. Meine Schritte haben nichts von diesem herrlichen, weit ausgreifenden Bewegungen auf den schmalen, langen Skiern mit Stahlkanten, assistiert von Armbewegungen, die die Lungen weiten.
Ich erfülle hier Aufgaben, die ich draußen mit einem Kübel beißendem Zynismus überschüttet hätte. Ich habe meinen Namen getanzt. (shame on me!) Ich habe mich als Tier gemalt. Meinen Wundschzustand, die schöne, rote Katze habe ich in die obere Ecke geklemmt. So wäre ich gern. Autark, schön, stolz. Ich würde gestreichelt und verwöhnt, wenn ich es wollte oder ich würde meiner Wege gehen. Ich würde auf dem Schrank liegen und alle beobachten und niemand könnte mich sehen. Ich könnte den ganzen Tag schlafen oder mein Fell pflegen, bis ich beschließe, Mäuse zu jagen.
Aber im Zentrum des Bildes habe ich meinen Istzustand aufgemalt. Ein Karpfen. Dünnhäutig, von der Umgebung extrem abhängig. Starr, wenn ihn Kälte umgibt, todgeweiht, wenn ihm die Wasserumgebung weggenommen wird. Nicht zu streicheln, kaum zu berühren. Stumm. IN der rechten unteren Ecke schwimmt der Fisch in seinem Glas. Immer in Bewegung, sinnlos rastlos. Er wird von allen angesehen, sieht alle und kann sich nicht mitteilen. Aber auch er ist autark. Er ist isoliert.