Schneller Sieg?

Nachdem ich mich zum ersten Mal fit und der Welt draußen wieder gewachsen fühlte, wollte ich natürlich sofort weg vom Zauberberg und meinen Entlassungstermin am Freitag unbedingt halten.
Als mich morgens ein angst- und panikgebeutelter Mitpatient weinend und hyperventilierend bat, ihm zu helfen, denn er hätte gestern abend sein Handy in der Oper verloren und wäre nicht in der Lage, danach zu recherchieren, hatte ich das Gefühl, nicht mehr zu dieser Gemeinschaft der Versehrten zu gehören.
Die Ärzte bremsten mich sanft: Ich hätte alle Zeit der Welt, könnte selbst entscheiden, wann ich gehe, rieten mir aber zur sanften Landung und nicht zum schnellen Absprung.
Gut, gut.

Letzte Scharmützel

Wie es scheint, bin ich nun endlich durch. Die letzte Woche war eine einzige Katastrophe. Kopfausfälle en masse. Ein neuerliches Angebot, zu verlängern. Ungeduldiges Trampeln meiner Klienten aus dem Arbeitsbereich.
Ich fuhr mit den blödesten Gedanken nach Hause, um einen großen Wochenend-Alltagstest zu überstehen und war auf das Schlimmste eingestellt. Aber siehe da, es funktionierte. Ich fühlte mich nicht mehr wie falsch abgeliefert. Im Gegenteil. Mir ging es gut, ich wollte am Abend nicht zurück in die Klinik, mußte es aber aus versicherungstechnischen Gründen tun.
Mir fällt ein Stein vom Herzen.

Depesche

+++erde an mars+++was du beschreibst: genau so ging es mir von august bis zur einlieferung in die klinik. scheint, dass du sehr gut auf dich aufpassen solltest. kümmer dich nicht, ob und welche angst andere haben. das ist ein PAL =problem anderer leute. pass gut auf dich auf. erde erwartet neue mars nachricht demnächst. erde ende+++

Hanebüchene Ausfälle. Unverständliches Gerede, Multitasking-Desaster, Data-Overload. Kinder, ich will nach Hause und mich nicht um eine Inventarnummer bewerben.

Die Siege der Devoten

Meine Zimmergefährtin geht am Donnerstag. Sie wäre gern länger geblieben, das Angebot stand auch kurz im Raum, aber der Stationsarzt will sie loswerden. – Das behauptet sie zumindest.
Nachdem er ihr in einer Einzelstunde gesagt hätte, daß er ihr nicht gewachsen sei und ihr ohnehin keinen Rat geben könne, ist sie sauer. Zusätzlich ist sie eifersüchtig auf mich. Ich sei ohnehin der Liebling der Ärzte und bekäme immer sofort meine Einzelstunden, außerdem kämen hier nur devote Leute mit ihren Wünschen weiter.
Hm.
Dicke, auf Krawall gebürstete Borderlinerinnen machen jungen, schmalen Psychiatern Angst.

Master and Servant

Mir schießt gerade etwas durch den Kopf. Ich sage es es einfach, es klingt so komisch, weil es garnicht zum Thema zu passen scheint. DU KANNST NICHT ZWEI KAISERN DIENEN. Ich weiß nicht, warum ich darauf komme.
In dieser Nacht hatten wir bereits so viel gestritten und geredet, daß die Gedanken verschwammen, der Widerstand schlafen gegangen war und die gut behüteten Tore des Unbewußten aufschwangen.
Warum? Warum dienst du entweder deinem Ego oder meinem? Was ist das für ein Schwachsinn? Warum geht es immer um dienen? Warum ist einer immer der Herr, der andere der Sklave? Geht es nicht von gleich zu gleich?